Das Plenum der Dialog-Offensive Pflege hat sich am 5. April 2018 beim Pflegedienst amicu getroffen. Um über unsere Aktivitäten und Vorhaben zu informieren, veröffentlichen wir hier eine leicht bearbeitete Fassung des Protokolls. Innerhalb des Plenums wahren wir Vertraulichkeit.
Sitzungsprotokoll – Plenum der Dialog-Offensive Pflege
amicu, Friedrichstr. 26, 05.04.2018 (11:00 Uhr bis 13:15 Uhr)
Teilnehmende: Jörg Marx, Martin Behmenburg, Justus Behmenburg, Dirk Hempel, Evamaria Borow, Sascha Ehlert, Saskia Kühle, Benjamin Todt, Gabi Bösking, Ursula Böing-Messing, Gudrun Heyder. Entschuldigt: Oskar Dierbach (siehe TOP 1), Dr. Damir Puac, Nadja Wiedekamp.
TOP 1 – Stand der Zusammenarbeit im Plenum und in der Lenkungsgruppe,
Erweiterung des Plenums
Jörg Marx heißt die Teilnehmenden willkommen, insbesondere Frau Borow (EKM) und Herrn Ehlert (AOK). Er bestellt herzliche Grüße von Herrn Dierbach, der in 2018 aus beruflichen Gründen nicht an den Gremiensitzungen der DOP teilnehmen wird. Er bleibt der DOP weiterhin herzlich mit Rat und Tat verbunden.
Jörg Marx bekräftigt, dass das Plenum der DOP sich als Arbeitsgruppe versteht, deren große Stärke im Vertrauensverhältnis ihrer Mitglieder besteht. Jede/r ist „als Mensch“ hier und nicht als Angeordnete/r einer Institution. Der vertrauliche Umgang mit allen hier getätigten Äußerungen ist verpflichtend. Alle können offen sprechen und Probleme benennen.
Doris Horn und Paul Heidrich sind aus Altersgründen bzw. wegen Ruhestands ausgeschieden. Weitere Mitglieder sind sehr willkommen! Gäste sind ebenfalls willkommen, müssen sich jedoch zuvor bei Jörg Marx anmelden.
Die beiden nächsten Treffen des Plenums:
05.07.2018, 14.00 Uhr, Pflege zu Hause Behmenburg
08.10.2018, 14.00 Uhr, amicu
Weitere Termine sollen im Juli vereinbart werden.
Das nächste Treffen der Lenkungsgruppe findet statt am 04.05.2018 bei Pflege zu Hause Behmenburg.
TOP 2 – Bericht zur Einrichtung einer kommunalen Prüfinstanz
Diese versteht sich als freiwilliges, kollegiales Angebot bzw. als kostenloses Audit. Die kommunale Prüfung soll die MDK-Prüfung nicht ersetzen, sondern ergänzen. Nach Abstimmung mit dem MDK wäre es aber denkbar, dass diese kommunalen Prüfungen die MDK-Regelprüfungen ersetzen können, insofern der MDK die Prüfberichte der Kommune (ähnlich einer Amtshilfe) anerkennt. Die Prüfungen basieren auf den Transparenzkriterien, die auch bei den MDK-Prüfungen zugrunde gelegt werden. Der qualitative Unterschied besteht allerdings darin, dass die kommunale Prüfung prozessorientiert und nicht ausschließlich ergebnisorientiert stattfindet. Hier wird bei dem Arbeitsablauf hospitiert, beobachtet und eine auf Optimierung ausgerichtete Rückmeldung zu Verbesserungsbedarfen gegeben, ebenso wie eine Rückmeldung zu einer fachlich korrekt ausgeführten Pflege. Die Gewichtung der Qualität der Dokumentation ist deutlich niedriger anzusehen als dies bei den MDK-Prüfungen bewertet wird. Dokumentation ist wichtig und notwendig, muss aber stets operativ der Qualitätserbringung dienen.
Die kommunale Prüfung als „wertschätzende Kontrolle“ soll helfen, die Pflegequalität zu steigern. Es soll Noten entsprechend zu QPR geben und kein eigenes Notensystem. Abweichungen von der MDK-Note sollen schriftlich erläutert werden.
Vorgezogen: „TOP 7“ – Pflegesituation in Mülheim / Kurzzeitpflege
In lebhafter Diskussion bestätigt sich erneut, dass die Versorgung pflegebedürftiger Menschen in Mülheim große Lücken aufweist: Ursachen sind der Mangel an qualifizierten Pflegekräften und Auszubildenden sowie die unzureichende Finanzierung der Kurzzeitpflege. Liegezeiten werden stark überschritten, weil keine stationären Pflegeplätze verfügbar sind. Auch viele außerklinische Intensivpflegeplätze fehlen. Zu Urlaubszeiten ist die Situation besonders kritisch. Kurzzeitpflegeplätze sind ein großes Diskussionsthema. Da es für diese Plätze keine finanzielle Erstattung gibt, wenn sie leer bleiben, werden sie mit regulären stationären Patienten belegt.
Weiteres Problem: Die Vergütung für Grundpflege liege unterhalb des Mindestlohns und sei daher für ambulante Pflegedienste wirtschaftlich kaum leistbar. Insbesondere dann nicht, wenn der Betrieb Mindestlohn bzw. mehr bezahle. Jörg Marx erwähnt als Beispiel eine Mülheimerin, die bei 30 Anrufen niemanden fand, der bei ihr einen Verbandswechsel durchführen konnte bzw. wollte.
- Aufgabe des Plenums ist es, Ideen und kreative Lösungsmöglichkeiten zur Behebung bzw. Abschwächung dieser Missstände in Mülheim zu entwickeln.
TOP 3 – Thema Generalisierung der Pflegeberufe und Neuaufstellung des Gesundheitsministeriums – Veranstaltung der DOP in Mülheim
Die Mitglieder des Plenums halten die Generalisierung für verfehlt; auch viele PDLs sähen sie kritisch.
Argumente: Die Zusammenfassung der Berufe hält Bewerber ab, die speziell in der Altenpflege oder Kinderkrankenpflege arbeiten wollen, es sind folglich insgesamt weniger Bewerber zu befürchten. / Ausbildungsstellen werden fehlen, denn ein Betrieb, der z.B. ausschließlich für Altenpflege ausbilden darf, wird keinen Azubi einstellen, der nach dem Examen evtl. in die Krankenpflege wechselt und nicht selbst übernommen werden kann.
In allen Bundesländern außer in NRW sei der Mangel an Azubis sehr hoch und die Generalisierung werde fälschlicherweise als Lösung des Problems gesehen. Dank der Refinanzierung der Ausbildung in NRW gibt es hier 10-15.000 neue Azubis. Dennoch fehlen vielerorts geeignete Bewerber. Die pflegerische Versorgung könne in Mülheim nur sichergestellt werden, wenn mehr ausgebildet würde.
- Das Plenum beschließt, im September / Oktober 2018 eine große Veranstaltung zur Situation der Pflege in Mülheim durchzuführen, zu der auch Gesundheitspolitiker eingeladen werden sollen. Im Vorfeld sollen Pflegeschulen kontaktiert werden. Die Veranstaltung kann in Kooperation mit „wir pflegen NRW“ und anderen Organisationen und Institutionen organisiert werden. Die Lenkungsgruppe wird dieses Vorhaben in der Sitzung am 4. Mai konkretisieren und dem Plenum am 5. Juli vorstellen. Der Veranstaltungstermin soll möglichst frühzeitig festgelegt werden, um Entscheidungsträger dafür zu gewinnen.
Ziel der Veranstaltung ist es, dass „Mülheim den Finger in die Wunde legt“ und die Öffentlichkeit für die Herausforderung zum Thema Pflege sensibilisiert. Populismus seitens einiger politischer Verantwortlicher und Meinungsmacherei soll so ein weiteres Mal aus Mülheimer Sicht entgegengetreten werden. Die negative Auswirkung der Generalisierung der Pflegeberufe und die Wertschätzung des Berufes werden dabei wichtige Schwerpunkte der Veranstaltung.
TOP 4 – Selbsthilfegruppe bzw. Onlineportal für pflegende Angehörige
Ein Mitglied des Plenums ist „wir pflegen NRW“ beigetreten, die sich im Land und auch bundesweit für pflegende Angehörige stark machen – die größte Gruppe der Pflegenden, die aber u.a. im Koalitionsvertrag noch nicht einmal erwähnt worden sei. Da die regelmäßige (physische) Teilnahme an einer Selbsthilfegruppe für pflegende Angehörige nur schwer zu realisieren ist, ist ein Onlineportal im Aufbau, das dem Austausch und der Vernetzung dient – themenspezifisch und für verschiedene Zielgruppen. Neben dem Onlineportal sei dennoch „face to face“-Treffen für Angehörige wünschenswert, über die Form müsse man noch nachdenken. Das Mitglied wird den Aufbau des Onlineportals verfolgen und das Plenum auf dem Laufenden halten.
TOP 5 – Telefonische Kontaktstelle für pflegende Angehörige
Über dieses in Kürze einzurichtende niederschwellige Angebot hat die DOP bereits früher diskutiert. Überforderte Angehörige können sich hier über erste Hilfen informieren und sich ganz persönlich zu ihrer Situation Rat holen. Um zu starten, muss die bei Pflege zu Hause installierte 24-Stunden-Telefonhotline einen prägnanten Namen bekommen und Öffentlichkeitsarbeit, z.B. einen Infoflyer, der bei Netzwerkpartnern ausliegt. Die Betreuung nach Krankenhausaufenthalten endet nach sechs Wochen. Patienten und Angehörige stehen dann völlig alleine da, wenn sie keine ambulante Pflege in Anspruch nehmen (können). Hierzu ist eine gute Vernetzung und die Weiterleitung und Information an betroffene Patienten vorstellbar.
TOP „5 a“ – Projekt Dog Spital
Herzensanliegen eines Plenumsmitglieds ist es, Patienten mit langer Liegedauer im Krankenhaus, z.B. in der Onkologie oder auf Palliativstationen, Besuche ihres Haustieres zu ermöglichen. In Spanien läuft das unter dem Titel „Dog Spital“, die Hundebesuche sind dort mit hohen Auflagen bzgl. Hygiene etc. verbunden.
- Das Plenum ist sich einig, dass Patienten der Kontakt mit ihrem Tier unbedingt ermöglicht werden soll und will sich dem Thema weiter widmen.
TOP 6 – Kommunale Konferenz für Alter und Pflege
Diese soll im Juni stattfinden; wegen Zeitmangels kam der TOP nicht mehr zur Sprache. Weitere Informationen hierzu wird Herr Marx über Email zur Verfügung stellen.
Protokoll: Gudrun Heyder