Dialog-Offensive Pflege: Wer wir sind und was wir erreichen wollen
Die Dialog-Offensive Pflege geht auf die Initiative der kommunalen Pflegekonferenz zurück. Im Jahr 2010 organisierten der Sprecher der stationären Einrichtungen Oskar Dierbach* und der Sprecher der ambulanten Dienste Martin Behmenburg* eine umfassende Befragung in fast allen Mülheimer Alteneinrichtungen und ambulanten Pflegediensten.
Die Ergebnisse führten zur Gründung der Dialog-Offensive Pflege, einer Arbeitsgruppe von Bürgern und professionell in der Pflege Tätigen. Ziel dieser Initiative ist es, einen menschenwürdigen Umgang mit Pflegebedürftigen, ihren Angehörigen, ehrenamtlich Tätigen und Pflege-Profis zu erreichen und nachhaltig sicherstellen zu können. Jörg Marx, Sozialplaner der Stadt Mülheim, moderiert und koordiniert die Aktivitäten.
Menschen miteinander in den Dialog bringen: Profis, Pflegebedürftige, Angehörige und Interessierte
Die Dialog-Offensive Pflege will Menschen miteinander in den Dialog bringen, unabhängig von Institutionen und Interessensverbänden. Ob Profis, Pflegebedürftige, Angehörige oder Interessierte: Um den Wünschen und Bedürfnissen aller Beteiligten gerecht zu werden, müssen sie offen miteinander reden, auch über Missstände. Nur so lassen sich die Lebenssituation Pflegebedürftiger und ihrer Familien sowie die Arbeitsbedingungen Pflegender dauerhaft verbessern.
Dieses bürgerschaftlich getragene Engagement soll zum sozialpolitischen Leitbild der Stadt Mülheim und darüber hinaus beitragen. Seit dem Start im Jahr 2010 konnten unbürokratisch gute und wichtige Lösungen in Mülheim an der Ruhr auf den Weg gebracht werden – aber es gibt weiterhin viel zu tun. Kommunale Verwaltung und Politik unterstützen die Dialog-Offensive Pflege. Das Ministerium für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter NRW und das Kuratorium Deutsche Altershilfe beobachten den Prozess aufmerksam.
Mülheimer Erklärung zur Würde und Lebensqualität Pflegebedürftiger und der sie Pflegenden
Ein wesentliches Ergebnis ist die „Mülheimer Erklärung“: Die Initiatoren der Dialog-Offensive Pflege haben sie formuliert und die kommunale Pflegekonferenz verabschiedet. Dieses ethische Leitbild will die öffentliche Diskussion über Menschenwürde in der Pflege weiter voranbringen. In der Bevölkerung will es das Bewusstsein für eine gemeinsame Verantwortung aller gesellschaftlichen Kräfte schärfen. Die Mülheimer Erklärung ist die Voraussetzung dafür, dass die notwendigen Entscheidungen zur Umsetzbarkeit der Menschenwürde in der Pflege trotz oft widerstreitender Interessen konsens- und umsetzungsfähig werden.
Juli 2013: Festakt zum Auftakt der Mülheimer Erklärung
Am 8. Juli 2013 wurde die Mülheimer Erklärung in einem Festakt im Beisein von Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld und Sozialdezernent Ulrich Ernst verlesen und übergeben. Oskar Dierbach moderierte die Veranstaltung und ließ Betroffene zu Wort kommen. Menschen aller Altersgruppen fanden sich ein: Heimbewohner, pflegende Angehörige, Ärzte, Vertreter von Politik, Verwaltung und Verbänden. Die Gäste konnten sich in ein hierfür gebundenes Buch eintragen und sich damit zu diesem ethischen Leitbild bekennen. Das Buch kann tausende Signaturen aufnehmen, aber: „Es geht nicht darum, viele Unterschriften zu sammeln“, sagte Jörg Marx, Sozialplaner der Stadt, „sondern die Erklärung ganz bewusst anzunehmen.“ Die Mülheimer Erklärung beschreibt, was die Wahrung der Menschenwürde in Pflegesituationen konkret bedeuten kann: angst- und stressfreie Betreuung, Entlastung der Angehörigen, angemessene Arbeitsbedingungen für die Profis. „Begrenzte materielle und personelle Ressourcen können kein limitierender Faktor sein“, heißt es darin.
* Mitinitiator Oskar Dierbach ist Geschäftsführer der Evangelischen Altenhilfe und Pflegedienstleitung im Haus Ruhrgarten. Martin Behmenburg ist Inhaber und Geschäftsführer der Pflege zu Hause Behmenburg GmbH.